Anbau und Kulturverfahren

Bei Driehaus Tannenbäume werden Weihnachtsbäume als spezielle Dauerkultur auf Ackerland angebaut. Dieses Anbauverfahren hat sich mittlerweile durchgesetzt, da sich hier am kostengünstigsten unsere Bäume produzieren lassen, was auch dem Verbraucher zugute kommt. Dieses sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hierbei um eine Dauerkultur handelt, die erst nach 7 bis 8 Jahren erste Erträge einbringt und die Fläche für insgesamt 10 Jahre beansprucht. Wesentliche Kosten wie Pflanzung, Grunddüngung und Zaunbau fallen jedoch bereits im ersten Jahr an. Über den gesamten Zeitraum hinweg böte sich dem Landwirt auch die Möglichkeit einer alternativen Ackerkultur. Die fehlenden wirtschaftlichen Erträge wären dann jedoch als Nutzungskosten über die vollen 10 Jahre hinweg in eine Kalkulation mit einzubeziehen. Zinsbelastungen über den langen Zeitraum hinweg sind nicht zu unterschätzen.

Im Folgenden wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick über den umfangreichen Anbau in unserem Betrieb geben.

Standorte

Unsere Weihnachtsbäume wachsen auf sandigen bis lehmigen Böden mit Pflanzabständen von 1,25 m x 1,25 m bzw. 1,0 m x 1,25 m. Flächen, die zu Staunässe neigen oder die spätfrostgefährdet (Niederungslagen) sind, werden vermieden, da sich die Bäume dort nicht optimal entwickeln und es zu Nadelverfärbungen und vorzeitigem Nadelfall nach der Vermarktung kommen kann. Ein starker Spätfrost zu Zeiten des neuen, frischen Maiaustriebes der Bäume im Vermarktungsjahr kann sogar erhebliche Schäden anrichten und bis hin zum Totalausfall einer Kultur führen. Eine gute Befahrbarkeit der Flächen in der regenreichen Erntezeit ist eine weitere wesentliche Voraussetzung. Wir sorgen durch Pflegen einer festen Grasnarbe auf allen im Abstand von 26 m verlaufenden Fahrwegen dafür, dass unsere Bäume bei der Ernte nicht verschmutzen und problemlos abtransportiert werden können.

Bauart/Herkunft = Sorte

Sämlingsbeet mit Herkunftsangabe Eine Zucht und damit die Entstehung von Sorten gibt es bei Weihnachtsbäumen nicht, da schließlich bei Umtriebszeiten von Jahrzehnten die Zuchtergebnisse erst in ferner Zukunft beurteilt werden können. Driehaus Tannenbäume greift daher auf verschiedene Herkünfte zurück. Je nach Standort im jeweiligen Verbreitungsgebiet eines Mutterbaumes hat dieser auch unterschiedliche phänotypische Eigenschaften, die sich letztendlich über die Samen weiter auf unsere Jungweihnachtsbäume vererben. Neben den Baumarten, wie z.B. die Nordmanntanne, haben diese eine Vielzahl von Herkünften, deren Namen, in diesem Fall z. B. „Ambrolauri“ oder „Borshomi“, in der Regel auf die Region des Mutterbaumes beruhen. In diesen Regionen werden sogar einzelne Berghänge mit Nummern beschrieben, so dass wir von Mutterbäumen aus diesem exakt beschriebenen Gebieten Samen bzw. die Jungpflanzen bestellen können.
Unter dem Menüpunkt „Sorten“ finden Sie eine Übersicht geeigneter Tannen- und Fichtenarten für die Weihnachtsbaumproduktion.

Bodenvorbereitung und -bearbeitung

Zum wirtschaftlichen Erfolg einer Weihnachtsbaumkultur gehört mehr, als nur einmal einen Setzling zu pflanzen, der dann 8 Jahre später wieder geerntet wird. Die Grundlage wird mit der Bodenvorbereitung vor dem Pflanzen gelegt. Ob die Nährstoffgehalte im Boden optimal abgestimmt sind, ergibt eine Bodenanalyse. Der pH-Wert muss vor Pflanzung gegebenenfalls durch Kalkungen angepasst werden. Sind Wasserführung und -versorgung des Bodens in Ordnung und für die jeweilige Baumart geeignet? Eine angepasste Bodenbearbeitung ergibt hier Verbesserungen, die später so nicht mehr korrigiert werden können und wirkt sich auf ein aktives Wurzelwachstum und damit auf einen gesunden, vitalen Wuchs unserer Weihnachtsbäume aus. Bei Driehaus Tannenbäume erfolgt zunächst eine Tiefenlockerung, auf der Grunddüngungsmaßnamen folgen. Nun wird die Fläche gepflügt und anschließend eingeebnet und etwas rückverfestigt. In dem so vorbereiteten Boden erfahren die jungen Weihnachtsbaumpflanzen ideale Startbedingungen für das erste Wachstum.

Bestandspflege

Freischneiden Über den gesamten Zeitraum von ca. 10 Jahren einer Weihnachtsbaumkultur erfolgen bei uns Bestandspflegemaßnahmen. Hierzu zählen die Begleitwuchsregulierung und die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen (siehe Pflanzenschutz in Weihnachtsbäumen), wie auch regelmäßige Formschnittmaßnahmen. Hierbei werden die Bäume durch Entfernen von Seitentrieben „schlanker“ geschnitten, weil der heutige Verbraucher in der Regel keine Möbel mehr verrücken möchte und daher schmale Bäume nachfragt. Durch Einkneifen des Spitzentriebes im Juni mit einer speziellen Zange korrigieren wir das Längenwachstum speziell bei den Nordmanntannen, da diese ansonsten ein unerwünschtes „dürres“ Erscheinungsbild abgeben, was gleichermaßen vom Verbraucher nicht erwünscht ist. Ebenso werden doppelte oder mehrfache Spitzen entfernt und nur eine belassen. Düngungsmaßnahmen erfolgen über die gesamte Zeit bis zur Ernte. Diese werden durch Nährstoffanalysen von Boden und Nadeln der Bäume kontrolliert und angepasst.

Ernte und Vermarktung

Ab dem 7. Standjahr (10. Lebensjahr, bei Fichtenarten auch schon eher) der Bäume erfolgt die Ernte und zieht sich über drei Jahre hinweg. Bereits im Juli / August eines Jahres werden sie entsprechend Qualität und Kundenwünsche mit farbigen Etiketten gekennzeichnet. Für die Direktvermarktung in unserem Betrieb zeichnen wir mit den drei Farben Rot für die Premiumqualität, Gelb für Standardqualität und Blau für die II. und III. Wahl aus. Bäume von Großhandelskunden werden mit extra Etiketten ausgezeichnet. So wissen unsere Erntearbeiter, welche Bäume sie gemäß Abholungstermin zuerst sägen müssen.

Die gesägten Bäume werden noch ca. 2 bis 3 Tage in der Kultur belassen, da dieses sich positiv auf die Nadelhaltbarkeit auswirkt, anschließend an die Fahrwege gezogen und hier mithilfe einer Netz- und nach Bedarf auch einer Palletiermaschine verpackt. Bäume für die Hofvermarktung werden ungenetzt und frisch direkt in den Verkauf transportiert. Bäume für den Handel und für unsere außerhalb liegenden Verkaufsstände werden genetzt und palletiert mit LKWs weitertransportiert.

Es gibt im Anbau von Weihnachtsbäumen noch weitere Verfahren, die jedoch nicht speziell von uns durchgeführt werden:

  • Als Nebennutzung in der Forstwirtschaft
    Bei der Wiederaufforstung von Waldflächen werden als Weihnachtsbäume geeignete Baumarten eingesetzt (z. B. Fichten, aber auch Nordmanntanne oder Nobilistannen). Bei entsprechender Wuchshöhe der Bäume wird ein Teil entnommen und als Weihnachtsbäume verkauft, der Rest verbleibt auf der Fläche und dient nach vielen Jahren als Nutzholz. Dieses Verfahren wird häufig in waldreichen und für Maschinen schwer zugänglichen Gebieten, wie z. B. starken Hanglagen, von Forstämtern durchgeführt. Die Anzahl der zu beerntenden Bäume je Flächeneinheit ist dabei recht niedrig.
  • Als intensive Baumschulkultur für ballierte Ware. Baumschulen ziehen Weihnachtsbäume mit viel Arbeitsaufwand heran, um sie für Anpflanzungen z.B. in Gärten und Parks zu verkaufen. Dazu ist ein regelmäßiges Umpflanzen in der Baumschule notwendig, damit die Pflanzen ihr Wurzelsystem nur im oberen Bodenbereich entwickeln. Dieses Verfahren bedeutet einen ernormen Arbeitsaufwand, wodurch hohe Kosten den Baum belasten. Daher sind diese Weihnachtsbäume nur in niedrigen Wuchshöhen für den Verbraucher interessant.

Pflanzenschutz

Jeder Mensch, jedes Tier, jeder Organismus und so auch der Weihnachtsbaum, kann von Krankheiten und Schädlingen befallen werden. So wie der Mensch eine Grippe auskuriert und dabei eventuell auch antibiotische Medikamente von seinem Arzt verschrieben bekommt, so kümmern sich die Phytopathologen als Pflanzenärzte um unsere Weihnachtsbäume.

Generell gilt: Obwohl Millionen Menschen in manchen Städten auf engem Raum leben, brechen nicht zwangsläufig auch verheerende Seuchen aus, an denen wir erkranken können. Entscheidend für unser Wohlergehen sind neben dem Umgang mit uns selbst und mit der Natur die Hygienestandards und nicht zuletzt die medizinische Versorgung. Und für die Weihnachtsbäume gilt dies ebenso wie auch für alle anderen Pflanzen- und Tierarten.

Im Anbau von Weihnachtsbäumen wie auch in Baumschulen gibt es eine Reihe von Krankheiten und Schädlingen, die entweder die ganze Pflanze oder Teile schädigen können (z. B. Nadelbräune der Nordmanntanne = Kabatina sp. einem pilzlichen Krankheitserreger). Profis wissen, dass, ähnlich wie beim Menschen, der Einsatz von Medikamenten nur eine der letzten Maßnahmen sein kann. Im Pflanzenschutz spricht man auch von Pflanzenschutzmitteln bzw. Pestiziden.

Mit vielerlei Maßnahmen sorgen wir dafür, dass Krankheiten und Schädlinge sowie Konkurrenzpflanzen (Bei- bzw. Unkräuter) in unseren Weihnachtsbaumkulturen gar nicht erst auftreten.

  • So regulieren wir den Begleitwuchs speziell in den Verkaufsbeständen mit mechanischen Verfahren wie Ausmähen oder Fräsen.
  • Kranke bzw. bereits abgestorbene Bäume als „Krankheitsnester“ werden von uns in aufwendiger Handarbeit gefällt und entfernt.
  • Durch Entfernen von ca. 20 cm der unteren Astkränze unserer Bäume sorgen wir für eine bessere Durchlüftung des Bestandes und pilzliche Krankheitserreger können sich nur schlecht entwickeln.
  • Der Anbau unserer Kulturen auf Ackerfläche sorgt dafür, dass wir Wald- und Naturräume nicht beanspruchen müssen.
  • Regelmäßige Untersuchungen der Nährstoffgehalte in Böden und Nadeln unserer Kulturen ermöglichen uns eine angepasste Düngung.
  • Nebenbei dient eine Weihnachtsbaumkultur vielen Tieren als „ruhiger“ Rückzugsraum, in dem sich über Jahre keine größeren Ernte- oder Bodenbearbeitungsmaschinen tummeln. Wer möchte, sollte einmal auf die stattliche Anzahl an Kiebitzen im Frühjahr der ersten Standjahre in einer Kultur von Weihnachtsbäumen achten.

Diese Liste lässt sich noch beliebig verlängern, wobei wir dennoch erwähnen wollen, dass in manchen Fällen nur der „Pflanzendoktor“ oder Phytopathologe helfen kann. Bei Driehaus Tannenbäume kommen verschiedene Experten zum Einsatz. Zum einen sind das Spezialisten von privaten wie auch von gemeinschaftlichen Beratungsorganisationen, die im Bedarfsfall nach unserer Anfrage einen Pflanzenschutzmitteleinsatz „verschreiben“ und die Ergebnisse kontrollieren, zum anderen sind es staatliche Behörden und Labore, die Pflanzenschutzmaßnahmen ihrerseits beurteilen und gleichzeitig überwachen. Letztendlich sind verbräunte oder schnell nadelnde Bäume nicht das, was Verbraucher von uns erwarten.

Übrigens: Das Wort Pestizide empfinden viele Menschen als negativ, es ist jedoch nur ein Sammelbegriff für alle in der Pflanzengesundheit vorkommenden aktiven Substanzen und ist somit das pflanzliche Gegenstück zum Begriff Antibiotika als Sammelbegriff für die bekannten Medikamente aus der Humanmedizin.

Weiter unterscheiden wir in der Phytopathologie noch weitere Begriffe, die sich nach dem Wirkungsspektrum der Pflanzenschutzmittel richten. Die Herbizide wirken auf andere Pflanzen (= Bei- bzw. Unkräuter), Insektizide wirken auf (Schad-)Insekten und Fungizide wirken auf pilzliche Erreger, um hier nur die bekanntesten zu nennen. Zu guter Letzt sei angemerkt, dass wir als Verbraucher Antibiotika als Hilfsmittel gegen unsere Krankheiten auch positiv beurteilen. Wenn’s hilft.